Die Codingschule ist Teil des gemeinnützigen Unternehmens Tech and Teach gGmbH und wurde ursprünglich als Bildungsinitiative für Kinder und Jugendliche gegründet. Mittlerweile bietet sie aber auch Zertifikatskurse an und qualifiziert IT-Quereinsteigende für den Arbeitsmarkt. Über die Entwicklungen der letzten Jahre und eine außergewöhnliche Kooperation sprachen wir mit den beiden Geschäftsführenden Marc Bertram und Güncem Campagna..
Marc und Güncem, vor sechs Jahren wurde die Codingschule als Bildungsinitiative mit einem ganzheitlichen, stark sozial geprägten Konzeptansatz gegründet. Ist dieser Spirit auch heute noch spür- und erlebbar?
Güncem: Ja, absolut. Die Gründung der Initiative entstand aus dem Gedanken heraus, digitale Kompetenzen zu vermitteln, um somit einen Beitrag zu Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu leisten. Daran hat sich nichts geändert. Die Welt wird immer digitaler. Mit den von uns vermittelten Inhalten geben wir Menschen die Möglichkeit, diese Welt zu verstehen und gestalten zu können. Mit dem zertifizierten Bildungsangebot qualifizieren wir außerdem Interessierte, die sich neu orientieren möchten für den IT-Fachkräftemarkt.
Bekommt ihr Rückmeldungen von den Teilnehmenden?
Marc: Ja, natürlich. Wir fragen sogar proaktiv ab. Das Feedback ist fast durchgängig positiv. Grund für diese hohe Zufriedenheit ist sowohl unser eigener hoher Qualitätsanspruch als auch die intensive Betreuungsquote. Da wir in kleinen Lerngruppen arbeiten, bleibt den Trainer*in genügend Zeit für Fragen und persönliche Betreuung. Wir nehmen Kritik sehr ernst und evaluieren unseren Unterricht regelmäßig, auch dafür erhalten unsere Trainierenden genügend Zeit.
Wer kommt zu Euch? Wer sind die Kursteilnehmenden?
Marc: In unseren Grundlagenkursen wie Python Programmierung oder Webentwicklung finden sich häufig gemischte Gruppen: Studierende, die Programmierskills für das Studium benötigen oder Mitarbeitende, die ihre Qualifikationen für ihren Karriereweg optimieren möchten. Vollkommen anders besetzt ist der berufsbegleitende Kurs Full Stack Webentwicklung, der über fünf Monate geht. Ziel der Teilnehmenden dort ist, sich beruflich auf diesem Gebiet zu spezialisieren. Eine ganz andere Zusammensetzung haben wir in dem AWS Cloud Professional Kurs. Dieser Kurs dauert drei Monate in Vollzeit und schließt mit einem Zertifikat ab. Die Teilnahme ist nur über einen Bildungsgutschein von Jobcenter oder Agentur für Arbeit möglich, d.h. er richtet sich an Arbeitssuchende, die sich weiterbilden und neu qualifizieren möchten. Daneben vergeben wir aber auch Stipendien in Kooperation mit Unternehmenspartnern. So kam zum Beispiel der aktuelle Kurs zustande.
Aktuell habt ihr eine Gruppe mit Teilnehmenden, die aus der Ukraine stammen. Wie kam dieser Kurs zustande?
Güncem: Eine Teamkollegin und ich sind schon seit vielen Jahren in der Flüchtlingsarbeit aktiv. Wir suchen immer noch Möglichkeiten, geflüchtete Menschen zu unterstützen, daher arbeiten wir auch mit der hiesigen Organisation ‚Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf’ zusammen. Wir spenden zum Beispiel Laptops, geben kostenlose Kurse und vermitteln Praktika.
Als die Menschen aus der Ukraine hier ankamen, war uns klar, dass wir helfen würden. Wir haben mit AWS gesprochen, die diese Idee spontan und begeistert unterstützt hat. So konnten wir Stipendien vergeben und diese Gruppen mit talentierten, engagierten Menschen bilden.
Welche beruflichen Background haben die Teilnehmenden in dem Cloud Professional Kurs?
Güncem: Ganz unterschiedlich: mit dabei sind u.a. Ingenieure, Digital Expert*innen, eine Bankerin oder Projektmanagerinnen. Sie haben sich mit großem Interesse für den Cloud Kurs beworben, das war jetzt keine Notlösung für sie. Das merkt man auch an dem Leistungsniveau des Kurses, die Gruppe ist schneller als das Curriculum vorgibt!
Wie sind die Teilnehmer aus der Ukraine auf Euch aufmerksam geworden? Wie groß war das Interesse und was waren die Auswahlkriterien?
Güncem: Da mussten wir schon außergewöhnliche Wege gehen. Die Ukrainische Community in Deutschland ist sehr gut über Telegram vernetzt, daher war das unser Kommunikationskanal. Ukrainische Freunde und Kolleg*innen haben den Kurs dort beworben, von daher kamen die meisten Bewerbungen. Wir wurden aber auch von der Jobplattform uatalents.com unterstützt, die den Kurs auf den eigenen Social Media Kanälen gepostet haben.
Das Interesse war schon ziemlich groß, wir haben rund 200 Bewerbungen erhalten. Ein Fragebogen hat die Eignung geprüft, danach haben wir alle Bewerbenden persönlich kontaktiert. Außerdem gab es ein kleines Assessment.
Für diese besondere Initiative konntet ihr Deloitte als Kooperationspartner gewinnen. Worin besteht diese Partnerschaft?
Marc: Ja, das ist wirklich eine großartige Partnerschaft, die eher zufällig entstanden ist. Ausgerechnet zu Beginn des Kurses hatten wir einen Trainerausfall wegen Krankheit. Wir haben allerdings eine Trainerin im Team, die sich mit dem AWS Thema hervorragend auskennt und zertifiziert ist. Sie war bereit kurzfristig einzuspringen. Da sie in der Zeit als Werkstudentin bei Deloitte arbeitete, wurde sie für die Zeit des Trainings vom Unternehmen freigestellt. Darüber hinaus unterstützt Deloitte den Kurs mit einzelnen Trainings-Slots. Mitarbeitende von Deloitte halten Vorträge, machen Übungen und berichten direkt aus der Cloud-Praxis. Die Teilnehmenden sind total begeistert. Das ist wirklich ein sehr gelungenes CSR-Projekt! Ich denke, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und neue Talente zu entdecken, sollten Unternehmen über diese Art der Kooperation nachdenken und neue Wege ausprobieren.
Ein Highlight wird außerdem der Besuch der Smart Factory in Düsseldorf sein. Nicht nur, dass die Gruppe live erleben kann, wie High-Tech funktioniert, Deloitte wird an dem Tag auch Workshops anbieten.
Wann wird der Kurs denn abgeschlossen sein? Und was machen die Absolvent*innen im Anschluss?
Marc: Der Kurs endet im Oktober. Die Kursteilnehmenden erhalten von uns Deutschunterricht und Interviewtrainings, damit sie im Anschluss gute Jobaussichten haben. Wir sind da zuversichtlich, dass wir sie in Job, Traineestellen oder Praktika vermitteln können. Der enorme Fachkräftemangel im Cloud Bereich hat zu alternativen Bildungswegen geführt, in denen auch Quereinsteigende gute Chancen haben.
Marc und Güncem, vielen Dank für das Gespräch.
In den nächsten Blogbeiträgen werden wir über den Tag in der Smart Factory berichten und die Erfahrungen der Teilnehmenden aus dem AWS Cloud Kurs teilen. Du möchtest keinen Eintrag verpassen und über die neuesten Workshops und Events der Codingschule informiert werden? Dann melde dich jetzt zu unserem Newsletter an.
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